Intendanz & Produktionsleitung

Der Schweizer Peter Bernhard gründete 2008 die Oper Schenkenberg und leitete das Festspiel zu drei sehr erfolgreichen, international viel beachteten und hervorragend rezensierten Produktionen Carmen 2010, Il Trovatore 2013 und Rigoletto 2016. Im Januar 2011 verlieh der Aargauer Gewerbeverein AGV Peter Bernhard den Gewerbehammer 2010 als bester Jungunternehmer des Kantons. Dies mit einem kulturellen Engagement im wirtschaftlichen Umfeld des drittstärksten Kantons der Schweiz. Durch die sehr schlanke Personalsituation, die durch den Aufbau des Festivals von Grund auf mitbedungen war, bekleidete oder betreute Peter Bernhard diverse Sparten der Betriebsführung, wie die Intendanz, die künstlerische Leitung, das Sponsoring, das Marketing wie auch die Hospitality. Sein technisches Verständnis und die Vorstellungsgabe liessen ihn sehr nahe mit dem Bühnenbildner zusammenarbeiten. Die vielen guten Kontakte in der künstlerischen Szene, sowie sein grosses Netzwerk in Wirtschaft und Politik verhalfen der Oper Schenkenberg zur stolzen Zahl von über 3.5 Millionen Franken Sponsoring-Geldern sowie knapp einer Million Franken an staatlichen Subventionen für die insgesamt drei Produktionen der Festspiele.

Oper Schenkenberg - Das etwas andere Festspiel

Technik / Ton - Licht und Aufbau

Im August 2010 feierte die Oper Schenkenberg einen grossen Erfolg mit der Erstlings - Produktion von Georges Bizets Carmen auf dem zentral gelegenen Dorfplatz von Schinznach-Dorf im Kanton Aargau. Auf Anhieb konnten in zehn Vorstellungen über 15‘000 Zuschauer gewonnen werden. Und dies in einem knapp zweitausend Einwohner zählenden Dorf im schweizerischen Mittelland. Dafür wurde eine Stierkampfarena als Kulisse mit einem Durchmesser von fünfzig Metern errichtet. Knapp 1‘600 Besucher fasste dieses tolle Bauwerk und war so perfekt konstruiert, dass mancher Zuschauer sich insgeheim fragte, wann denn die Römer diese Arena in der Antike wohl gebaut hätten. Der ganze Festplatz wurde mit Zypressen, Olivenbäumen und  Oleandern geschmückt. Eine eigens dafür erstellte Taverne lockte unter dem lauschigen Blätterdach der Linden mit offen angerichteter Paëlla über sechshundert Gäste pro Abend an. Kurzum, man wähnte sich für sechs Stunden irgendwo im tiefen Spanien im Urlaub. Diese Verzückung des Besuchers, diese „Entführung in eine andere Welt“ sollte in Zukunft das Markenzeichen der Oper Schenkenberg werden.

Fortan bemühten sich die Organisatoren rund um Intendant Peter Bernhard um ebenso spektakuläre wie nur schwer vorstellbare Festspielplätze, um damit dem Zuschauer und Opernliebhaber eine Attraktion, die Ihresgleichen sucht, zu präsentieren. Die Innovation für die Location und die geschickte Verknüpfung der ansässigen und besitzenden Unternehmungen, beschieden dem künstlerischen Team einen Erfolg, der sich in hochgelobten nationalen, vor allem aber auch internationalen Rezensionen niederschlug. Selbstverständlich musste auch die Qualität der Produktion selber ein hohes Niveau haben, denn die Oper Schenkenberg begriff sich zwar als „people‘s opera“, wollte aber klar den Spagat zwischen Erstbesucher, Festivalgänger und Opernliebhaber schaffen. Somit musste auch die künstlerische Handschrift entsprechend Qualität und musikalische Rafinesse ausstrahlen.

Wohl ist ein Dorfplatz prädestiniert, Veranstaltungen jeglicher Art in sich aufzunehmen, sei es nun eine Gewerbeausstellung, ein Zirkus oder eben eine Freilichtoper. Ein solcher für den Einstieg in die Festspieltätigkeit sicher auch empirisch wichtig, um diverse Risiken zum Vornherein zu minimieren. Weit reizvoller sind allerdings Spielorte, die sich nicht auf Anhieb anbieten, die aber dadurch auch für den Besucher viel mehr Potenzial für Überraschung und Inspiration erzeugen. Die notwendige Vision der künstlerischen Umsetzung und somit die Erzählbarkeit der Geschichte, des musikalischen Werkes, sind dennoch eine unabdingbare Vorgabe. Elementar wichtig und die Vorraussetzung schlechthin ist die Erschliessung der Location, womit Strom- und Wasseranschluss, Verkehr und Konstruktionszufuhr gemeint sind.

Mit der Produktion von Giuseppe Verdis Meisterwerk „Il Trovatore“ betrat die Oper Schenkenberg obenerwähntes Neuland. Auf dem Parkplatz eines Gartencenters, mit Einbezug der Orangerien und Glashäuser eine Oper zu veranstalten, war in dieser Form wohl einzigartig. Die Architektur der Glashäuser wurde in die Szenerie aufgenommen und ein gigantisches „V“ für Verdis 200 - jähriges Geburtstagsjubiläum sowohl in Bühne, als auch in die Hülle einfliessen gelassen. Die Kunden des Gartencenters mutmassten beim Aufbau, ob hier wohl eine Massoala - Halle für tropische Pflanzen, ähnlich jener des Züricher Zoos, aufgebaut werde. Weit über 16‘000 Zuschauer in zwölf Vorstellungen wohnten dieser künstlerisch hervorragenden Produktion bei. Die internationale Aufmerksamkeit war nun definitiv geweckt, bei Intendanten, Dirigenten, Regisseuren, Agenturen und auch bei Sängern.

Beeindruckend für ein Festival dieser Grösse war die dennoch verblüffende Nähe des Zuschauers zum Geschehen auf der Bühne, was die unmittelbare Teilnahme an der Geschichte, die Wahrnehmung der emotionalen Gesichtsausdrücke der Sängerinnen und Sänger zu einem einzigartigen Erlebnis machte. Gerade für Opernbesucher, die sich ein erstes Mal in diese Kunstform wagten, die eher grosse Berührungsängste zum Musiktheater aufwiesen, bedeutete diese schiere Greifbarkeit der Protagonisten ein besonderes Erlebnis. Die Anforderungen an die Darsteller und die Regisseure sind auf solchen Spielplätzen dementsprechend hoch, ist man doch sehr ausgesetzt und annähernd rundum vom Zuschauer einzusehen. Gerade dies ist jedoch der grosse Reiz und die phantastische Herausforderung, die es an den üblichen „Guckkastenbühnen“ in dieser Form nicht gibt.

Die hohe künstlerische Qualität der beiden ersten Produktionen hatte sich international schnell verbreitet. Namhafte Agenturen aus ganz Europa kontaktierten infolgedessen die Leitung der Oper Schenkenberg. Für die dritte Produktion mit Giuseppe Verdis Klassiker „Rigoletto“, konnte schliesslich ein sehr illusteres Ensemble verpflichtet werden. Hervorragende Künstler, die ihre Karrieren an der Metropolitan in New York, an der Scala di Milano oder etwa am Opernhaus in Zürich bestritten haben. Mit dem wohl sehr umstrittenen, handwerklich und künstlerisch aber anerkannt begnadeten Regisseur Giancarlo del Monaco, engagierte das Leitungsteam einen grossen Meister seines Fachs. Die Inszenierung war denn auch auf allerhöchstem Niveau und die Geschichte unglaublich authentisch und „unter die Haut gehend“ inszeniert. Sein Verdienst war es denn auch, dass die Laien im Chor, sowie die Statisten für die Hofsgesellschaft geradezu über sich hinauswuchsen und für ein annähernd homogens und ausgewogenes Team auf der Bühne sorgten. Dies ist insofern erwähnenswert, als dass es dem Intendanten immer äusserst wichtig war, die Bevölkerung der Region hinter den Kulissen aber auch tatsächlich auf der Bühne selbst zu integrieren, um dem Festival eine Identität zu geben. Er scheute keinen Aufwand, den Chor eineinhalb Jahre lang wöchentlich musikalisch ausbilden und auf ein professionelles Niveau bringen zu lassen, oder etwa ein Team von über zweihundert freiwilligen Helfern zu aquirieren, die Backstage alle nötigen Arbeiten verrichteten, vom Kostüme schneidern über den Einlass bis zur Gastronomie!

Der Sommer 2016 gestaltete sich für sehr viele Freilichtproduktionen sehr problematisch. Der Dauerregen bis im Juni und die mittlerweile enorme Vielfalt an möglichen Produktionen und Events, liessen den einen oder anderen Veranstalter in arge Schwierigkeiten drängen. So auch die Oper Schenkenberg. Obwohl bestmöglich rezensiert, vom Schweizer Fernsehen DRS in der Tagesschau kommentiert, in den sozialen Medien breit angekündigt, plakatemässig in der Deutschschweiz unübersehbar angepriesen, setzte der Zuschauereinbruch von über 50% Prozent dem Festival so schwer zu, dass die Leitung gezwungen war die Festspielaktivität einzustellen. Sehr zum Bedauern von vielen Opernliebhabern. Als Fazit muss man wohl künftig die ganze Festivalkultur reflektieren und allenfalls einschneidende Neuerungen erwägen, nachdem auch sehr traditionsreiche und seit jahrzehnten höchst anerkannte Veranstaltungsorte grosse Probleme kommunizierten.